Alexander Gross macht sich Gedanken über langfristige Hilfe
Jeden Monat schreiben Projektträger zu einem bestimmten Stichwort. Im Juni macht sich Alexander Gross von der Deutschen Cleft Kinderhilfe Gedanken über langfristige und nachhaltige Hilfe.
Dranbleiben! Wie wichtig es ist, langfristig zu helfen
Unsere Hilfe für Kinder mit der angeborenen Fehlbildung der Lippen-Kiefer-Gaumenspalte (LKG) stützt sich seit jeher auf einheimische medizinische Teams und deren Beziehungsnetze vor Ort. Nur so können wir lokale Strukturen aufbauen und nutzen, um betroffene Kinder qualitativ hochwertig, kostengünstig und wenn möglich umfassend zu versorgen. Unsere Hilfsprojekte leiten erfahrene Chirurginnen und Chirurgen, die in der Regel finanziell unabhängig sind, weil sie von privat zahlenden Patienten leben. Spaltkindern zu helfen ist für sie, neben der chirurgischen Herausforderung, ein Beitrag, den armen Menschen ihrer Gesellschaft etwas zurückzugeben.
Es kommen weitere Vorteile dazu, nur mit Einheimischen zu arbeiten, statt regelmäßig deutsche oder internationale Ärzteteams zu entsenden. Die Fachpersonen vor Ort kennen die Nöte und Ängste der Menschen am besten. Sie sprechen ihre Sprache und sind im Austausch mit den betroffenen Familien. Das aufklärende Gespräch mit einer Mutter kann für die Gesundung und das möglichst normale Aufwachsen eines Spaltkindes genauso wichtig sein wie die Operation selbst. Schließlich ist die Überwindung einer Spaltfehlbildung ein über viele Jahre dauernder Prozess, der in der Regel mehrere Operationen und weitere medizinische und therapeutische Maßnahmen beinhaltet. Dazu gehören die Kontrolle und Verbesserung der Nahrungsaufnahme, des Hörens und des Sprechens sowie die medizinische Begleitung der Entwicklung des Kiefers und der Zähne.
In dieser umfassenden Behandlung von Lippen-Kiefer-Gaumenspalten-Patienten zeigt sich die große Bedeutung langfristiger und nachhaltiger Hilfe zur Selbsthilfe am besten. Nur dauerhafte und auf lange Frist angelegte Kooperationen mit einheimischen Partnern können die mangelhaften strukturellen Voraussetzungen in einem Land überwinden. Wie sollen wir sonst kieferorthopädische Maßnahmen ermöglichen, wenn in einem Land wie Vietnam die Kieferorthopädie als Disziplin nicht oder kaum existent ist. Wie sollen wir sprachtherapeutische Maßnahmen anbieten, wenn es keine entsprechend qualifizierten Therapeuten in einem Land oder in einer Region gibt?
Immerhin betreffen heute 26 Prozent unserer finanziellen Hilfe medizinische und therapeutische Leistungen, die nicht chirurgisch sind. So behandelten wir im Jahr 2023 etwa 1.300 Spaltpatienten medizinisch-therapeutisch ohne eine weitere Operation. LKG-Operationen selbst führten wir mehr als 8.000 durch. Durch Überzeugungsarbeit, Weiterbildung und kompetente Projektleiter vor Ort konnten wir in den letzten zehn Jahren in Indien, Pakistan, Vietnam, Peru und Bolivien viel erreichen. Immer mehr betroffene Kinder können wir dort umfassend versorgen. Langfristig und dauerhaft zu helfen, macht sich bezahlt.
Meldung erstellt am: 03. Juni 2024