"Wir haben pro Jahr mehr Einladungen, als wir terminlich zusagen können"
Als Sternstunden 1993 das Licht der Welt erblickte, gründete BR-Hauptabteilungsleiter Wolfgang Haas den FC Sternstunden. Seitdem fanden 267 Benefizspiele statt, bei denen rund 1,5 Millionen Euro für Sternstunden gespendet wurden.
Im Interview spricht Wolfgang Haas über die Anfänge, persönliche Highlights, lustige Momente und die Gründe für den Erfolg des FC Sternstunden.
Welche Bedeutung hat der Fußball in Ihrem Leben und im Leben Ihrer Familie?
Fußball hat eine große Bedeutung in unserer Familie. Ich spiele seit meiner Kindheit Fußball und auch meine drei Kinder - zwei Söhne und eine Tochter - spielen oder spielten in Fußballvereinen. Und manchmal spielen wir zu dritt oder zu viert beim FC Sternstunden. Und das ist ein wunderbares Gefühl.
Können Sie uns den Moment beschreiben, in dem der FC Sternstunden gegründet wurde? Wer war involviert?
Als Thomas Jansing die Aktion „Sternstunden - Wir helfen Kindern“ ins Leben rief, hatte ich die Idee, den FC Sternstunden zu gründen - um während des Jahres auf sportliche Weise Werbung für Sternstunden zu machen, unsere Verbundenheit mit den notleidenden Kindern und ihren Familien zu zeigen und vor allem Spendengelder zu sammeln. Zumal es in der damaligen Zeit nur zu Weihnachten Spendenaktionen gab, wie z.B. die Unicef-Gala oder die Gala der Jose Carreras Stiftung. Und Sternstunden war ja erst am Entstehen. Und nachdem Thomas Jansing sein Okay dazu gab, begann die Suche nach einem Organisationsteam und bekannten Personen, die den FC Sternstunden prägen sollten. Besonders erwähnen möchte ich Willi Arzberger und Bernd Walter, die sofort die Idee unterstützten, für die der FC Sternstunden auch zu einer Lebensaufgabe wurde, und die leider in den letzten Jahren verstarben.
Wie sieht die Zukunft des FC Sternstunden aus? Welche organisatorischen Weichen haben Sie gestellt?
Solange uns engagierte Vereine zu einem Benefizfußballspiel einladen, solange wird es wohl den FC Sternstunden geben. Derzeit haben wir pro Jahr mehr Einladungen, als wir terminlich zusagen können. Und schön ist auch, dass uns Veranstalter zu einem zweiten Benefizspiel einladen, weil es ihnen mit uns sehr viel Spaß gemacht hat. 30 Jahre FC Sternstunden heißt auch, rechtzeitig einen Generationenwechsel im ganzen Team einzuläuten. Das ist geschehen, somit sind die Weichen für die Zukunft gestellt.
Welches ist Ihr persönliches Highlight in den 30 Jahren?
Es gibt mehrere persönliche Highlights. Dazu zählen für mich Begegnungen mit besonderen Persönlichkeiten. In Garmisch-Partenkirchen hatten wir ein Spiel gegen die All-Stars des 1. FFC Kaiserlautern und bei denen spielte Horst Eckel, Weltmeister 1954, mit. Er trug seine Schienbeinschoner von damals und war absolut sympathisch. Das gleiche gilt für Uwe Seeler, den wir bei einem Spiel in Zwiesel kennenlernen durften. Er kam zu uns in die Umkleidekabine, begrüßte jeden von uns mit Handschlag, interessierte sich sehr für unsere Aktion und war mit uns den ganzen Tag und Abend zusammen. Und ich erinnere mich gerne an eine Kindergartengruppe aus Dürnsricht, die uns einen symbolischen Scheck über 200 € überreichte und vortrug: „Wenn viele kleine Menschen viele kleine Schritte tun, können sie Großes bewirken“.
Gibt es eine lustige Geschichte aus den 30 Jahren zu erzählen?
Trotz vieler technischer Hilfsmittel gleicht es fast einem Wunder, wenn wir alle ohne Irritationen den Veranstaltungsort erreichen. Wir erlebten schon viele Male, dass Ortsnamen verwechselt wurden. Ralf Welter (vom Organisationsteam) und ich waren einmal bei einem Fußballplatz, hatten dort bereits die Trikots in der Umkleidekabine ausgehängt und in verwunderte Gesichter gesehen. Kurze Zeit später stellte sich auch bei uns die Verwunderung ein, denn wir waren die Einzigen an diesem Ort. Bis wir feststellten, dass es in zwei Kilometer Entfernung einen zweiten Fußballplatz gab und da waren wir dann richtig.
Was hat besonders gut geklappt und was nicht?
Da kann ich nur in aller Transparenz sagen, dass wir unsere taktische Ausrichtung vor dem Spiel selten auf dem Rasen umsetzen konnten. Und besonders gut geklappt hat, dass wir uns dies nie anmerken ließen. Wir taten stets so, als wäre alles Teil eines genialen Matchplans unseres Trainerstabs (lacht).
Am 6. Juli 2002 kam beim Spiel in Ingolstadt die Hammer-Spendensumme von 105.000 Euro zusammen – wie gelang dies?
Eine Zeitlang durften wir im Rahmenprogramm des FC Bayern mitwirken, die ihr erstes Saisonvorbereitungsspiel zugunsten von Sternstunden absolvierten. Wir spielten damals das erste Spiel gegen eine Promiauswahl ehemaliger Fußballprofis und anschließend folgte das Spiel des FC Bayern. Dieses wurde live im BR Fernsehen übertragen und in der Halbzeit kamen Ausschnitte aus unserem Spiel.
Wie erklären Sie sich den Erfolg des FC Sternstunden – dass so viele Spielanfragen kommen und dass es einen stetig wachsenden Kader gibt?
Es ist erstmal ein Erfolg von Sternstunden und dem großen Vertrauen, das der Aktion und uns allen entgegengebracht wird.
Ich nehme wahr, dass wir als FC Sternstunden als nahbar und sympathisch von den Veranstaltern und dem Publikum beschrieben werden und mit unserer Mischung aus Profis diverser Sportarten (Fußball, Eishockey, alpiner und nordischer Wintersport), Moderatoren, Schauspielern, Kabarettisten und ehemaligen FIFA-Schiedsrichtern ein Alleinstellungsmerkmal besitzen.
Unsere Spieler und Spielerinnen genießen bei uns den familiären Zusammenhalt sowie den Spaß, den wir haben und auch vermitteln. Und letztendlich ist es am Ende des Tages einfach ein schönes Gefühl zu wissen, dass die Veranstalter einen wichtigen Spendenbetrag an Sternstunden überweisen werden.
Meldung erstellt am: 06. November 2023